Gudrun Weiland

Der Altspeicher Obstbau in der Gartenbaubücherei
und das Informationsangebot der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Berlin für den Gartenbau

Zandera 14 (1999), Nr. 2, 50-52

Altspeicher Information on fruit growing is obatinable from the horticultural library of the Berlin Technical University. He recent national and international literature is documented elcetronically. Special attention is drawn to an exceptionally detailed historical card index documenting the literature up to 1980.

Von 1957 bis 1994 bestand an der Technischen Universität Berlin (TUB) die Dokumentationsstelle Obstbau. Diese ging danach als Folge der Fusion der Berliner Agrarfachbereiche und -fakultäten und deren Verlagerung von der TUB an die Humboldt-Universität zu Berlin in die Dokumentationsstelle Lebensmittelwissenschaft und Biotechnologie über. Das Informationsangebot für den Gartenbau und speziell für den Obstbau steht allen Interessenten - auch außerhalb der TUB - weiterhin zur Verfügung:

Für den Nachweis von älterer Obstbauliteratur kann der sog. „Altspeicher Obstbau“ herangezogen werden, der von der früheren Dokumentationsstelle Obstbau aufgebaut wurde und der seit einiger Zeit in den Räumen der Gartenbaubücherei an der TUB steht.

Der „Altspeicher Obstbau“ enthält in der Form einer Steilkartei ca. 170.000 Literaturnachweise zum Obstbau seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bis zum Jahre 1980, vorwiegend aus dem deutschen Sprachraum. Die Nachweise sind inhaltlich über eine Dezimalklassifikation erschlossen, die von der früheren Dokumentationsstelle Obstbau entwickelt worden ist. Parallel dazu gibt es für alle Nachweise eine Autorenkartei.

Inhaltlich basiert der Altspeicher auf der Auswertung der einschlägigen Fachzeitschriften und Bücher, die früher im Obstbauinstitut der TUB gehalten wurden, sowie auf der Auswertung von Literatur aus der früheren Landbaubibliothek und der Gartenbaubücherei der Universitätsbibliothek der TUB. Dabei wurden anfänglich nicht nur die Dokumente für die Dokumentationskartei ausgewertet, deren Text vollständig vorlag, sondern es wurden auch die Literaturstellen erfaßt, die lediglich zitiert worden sind. Damit erklärt sich u.a. auch die große Anzahl der Literaturnachweise im Altspeicher sowie die Nachweismöglichkeit historischer Veröffentlichungen.

Da im Landbau die Literatur nicht so schnell veraltet wie dies z.T. in anderen Wissenschaftsdisziplinen der Fall ist, finden sich in dem Altspeicher Obstbau sehr viele Nachweise zu Themen, die unverändert - oder wieder - aktuell sind, wie z.B. zu Fragen des organischen oder alternativen Landbaues. Eine besondere Fundgrube ist dieser Altspeicher zu allen Fragen zur Geschichte des Obstbaues geworden. Beantwortet werden können z.B. Fragen zum Straßenobstbau, zum früheren Obstanbau in bestimmten Regionen, Fragen zu alten Sorten und Baumschulen sowie zu Biographien von Obstgärtnern und den mit der Entwicklung des Obstbaues befassten Institutionen und Personen.

Informationen aus dem „Altspeicher Obstbau“ werden in Form von kopierten Karteikarten kostenlos vermittelt. Die Kartei ist nicht öffentlich zugänglich. Interessenten wenden sich bitte an die u.g. Adresse.

Im Jahr 1980 wurden die Arbeiten am „Altspeicher Obstbau“ eingestellt zugunsten moderner EDV-gestützter Dokumentationssysteme in Kooperation mit anderen landwirtschaftlichen Dokumentationsstellen in der Bundesrepublik Deutschland, deren gemeinschaftliche Arbeit jetzt in das Fachinformationssystem Ernährung, Land- und Forstwirtschaft (FIS ELF) einfließt:

Vom FIS ELF wird die deutsche Literaturdatenbank ELFIS (Ernährungs-, land- und forstwirtschaftliches Informationssystem) aufgebaut, auf die jedermann kostenlos über das DAINET (Deutsches Agrarinformationsnetz) im Internet zugreifen kann. Adresse: http://www.dainet.de

Besonders komfortabel kann die in ELFIS enthaltene Obstbauliteratur über das WWW in der gesonderten Datenbank FREITEXT OBST abgefragt werden, die von der UB der TU Berlin erstellt wird. Diese Datenbank enthält seit 1985 mehr als 12.000 Nachweise zum Obstbau und zur Obstverarbeitung aus den deutschsprachigen Ländern. Erschlossen sind in erster Linie praxisrelevante Aufsätze aus Fachzeitschriften. Die Nachweise bestehen aus bibliographischen Angaben; inhaltlich sind sie mit Deskriptoren aus dem landwirtschaftlichen Thesaurus AGROVOC sowie mit freien Schlagwörtern in deutscher Sprache erschlossen. Die Datenbank wird laufend ergänzt. Ihre Abfrage ist gebührenfrei.

Die oben beschriebenen Informationsmöglichkeiten beziehen sich überwiegend auf deutschsprachige landwirtschaftliche bzw. obstbauliche Fachliteratur. Für den Nachweis von internationaler Literatur, von Patenten sowie von Fakten stehen für alle Wissenschaftsgebiete mehr als 3000 sog. Online-Datenbanken zur Verfügung. Für die Suche nach Literatur aus Landwirtschaft, Gartenbau, Biologie und Botanik kommen vor allem die Datenbanken CAB, AGRIS und BIOSIS in Frage:

CAB ABSTRACTS (Commonwealth Agricultural Bureaux International) ist die umfassendste internationale Literaturdatenbank für die gesamte Landwirtschaft. Sie wird in Großbritannien erstellt und enthält seit 1972 über 3 Mio. Nachweise aus über 14.000 Zeitschriften aus mehr als 100 Ländern in über 50 Sprachen mit ausführlichen Referaten in englischer Sprache. Diese Datenbank entspricht inhaltlich den verschiedenen von CAB herausgegebenen gedruckten Referatezeitschriften, von denen z.B. Horticultural Abstracts für den Gartenbau am bekanntesten ist.

Die Datenbank AGRIS (International Information System for the Agricultural Sciences and Technology) ist unter der Leitung der FAO (Food and Agricultural Organization of the United Nations) ein Gemeinschaftswerk von mehr als 100 Ländern. Hier darf jedes Land nur die bei ihm selbst erschienene Literatur einspeisen, womit jedes Land dafür selbst verantwortlich ist, in welchem Umfang seine Agrarliteratur repräsentiert wird. Die Datenbank geht bis 1975 zurück, und sie wächst jährlich um über 130.000 bibliographische Nachweise, z.T. mit Referat.

BIOSIS ist die weltweit größte Datenbank für die gesamte Biologie. Sie wird in den USA hergestellt und entspricht inhaltlich dem umfassenden Druckwerk Biological Abstracts. Seit 1970 sind in BIOSIS mehr als 10 Mio. Literaturnachweise aus mehr als 9.300 Zeitschriften mit Referat in englischer Sprache gespeichert.

Im Vergleich zur Informationssuche in den entsprechenden gedruckten Diensten - soweit es diese überhaupt noch gibt - ermöglicht die Online-Datenbankabfrage über Computer ein schnelles, sehr präzises und zuverlässiges Aufinden von Nachweisen zum jeweils gesuchten Thema. Dies gilt insbesondere dann, wenn die gesuchten Sachverhalte über die Gliederung und die Register der Druckwerke nur schwer zu finden sind.

Für die Benutzung der Online-Datenbanken werden von den meisten Herstellern z.T. hohe Lizenzgebühren erhoben, hinzu kommen noch die sog. HOST-Gebühren für die Datenbankanbieter. Da es auch viel Erfahrung erfordert, die Datenbanken mit möglichst geringen Informationsverlusten bei gleichzeitig möglichst geringem Ballastanteil abzusuchen, kann Interessenten nur empfohlen werden, sich an die für ihr Fachgebiet zutreffende Informationsvermittlungsstelle zu wenden. Für Nachweise aus den Online-Datenbanken berechnet die TU Berlin für den Agrarbereich Gebühren nach der Entgeltordnung des FIS ELF.

Dr. agr. Gudrun Weiland